Loslegen statt Aufschieben
Schiebst du noch auf oder hast du schon losgelegt?
Wir kennen das doch alle hin und wieder: Gleich morgen starte ich mit dem Ausfüllen der Steuererklärung, melde ich mich im Fitnesscenter an, beantworte ich das unliebsame Geschäftsmail oder miste ich endlich den Keller aus… Sich für mühsame Aufgaben zu motivieren, fällt auch uns Erwachsenen nicht immer leicht.
Bei manchen Menschen wird das Aufschieben aber richtig zum Problem. Sie verbringen den halben Tag mit Schuldgefühlen, nehmen sich immer wieder vor, endlich anzufangen – und schaffen es doch nicht. Prüfungen werden gar nicht oder nur unzureichend vorbereitet und das Studium dauert plötzlich mehrere Jahre länger als vorgesehen.
Woran liegt das?
Forschungen haben gezeigt, dass mehrere Faktoren darüber bestimmen, ob wir eine Aufgabe vor uns herschieben. Dies passiert einerseits, wenn wir uns der Sache nicht gewachsen fühlen (Selbstwirksamkeit) und andererseits, wenn wir den Sinn der Aufgabe nicht wirklich sehen. Weiter spielt die Zeit eine Rolle: Je mehr wir davon haben, umso eher schieben wir auf. Und zu guter Letzt legt weniger rasch los, wer von der Persönlichkeit her eher impulsiv ist. Das Gegenteil von hoher Impulsivität ist Selbstdisziplin: Die Fähigkeit Unlust, Frust und andere negative Gefühle zu überwinden und wichtige Dinge anzupacken.
Was kann ich gegen das Aufschieben tun?
Folgende Tipps bauen auf psychologischen Prinzipien auf und helfen Schüler/innen, Lernenden und Studierenden dabei, endlich mit dem Lernen oder dem Schreiben einer Arbeit anzufangen und dranzubleiben.
- 10 Minuten – Trick
Aller Anfang ist schwer! Überliste dich selbst bei Gedanken wie «Ich hab keine Lust» oder «Ich bin zu müde», stelle den Wecker auf 10 Minuten und lege einfach los. Sich fürs Beginnen zu überwinden ist wohl der schwierigste Teil. Magst du nach Ablauf der 10 Minuten nicht mehr, brichst du ab. Vielleicht hast du aber Lust bekommen, noch etwas weiterzumachen…
- Kleine Schritte
Oft wollen Aufschieber viel zu viel auf einmal. Ihre Vorhaben sind unkonkret, erzeugen Druck und lähmen: «Es ist so viel!» «Ich muss diese ganze Arbeit schreiben» «Ich weiss gar nicht, wo ich anfangen soll…». Kleine konkrete Schritte erleichtern es, die Aufgaben anzupacken. «Heute lerne ich die Seiten 3-5 zum Lernziel xy für die NMG-Prüfung» «Ich erstelle das provisorische Inhaltsverzeichnis für die Bachelorarbeit».
- Mit etwas Leichtem beginnen
Manche Menschen wollen das Schlimmste so rasch als möglich hinter sich haben. Anderen hilft es jedoch, mit etwas Einfachem loszulegen, um in Schwung zu kommen. Dies kann auch die Motivation erhöhen.
- Gewohnheiten entwickeln
Fixe Zeitpunkte und Routinen können Aufschiebern helfen, rascher loszulegen. Es können simple Rituale sein wie: «Zuerst lüfte ich das Zimmer, mache 5 Hampelmänner und los geht’s» «Immer nach dem Abendessen übe ich Diktate schreiben» «Im Zug auf der Hinfahrt übe ich Französisch-Wörtli».
- Lernpartner suchen
Warum nicht in einem Fach mit jemandem zusammen lernen? Auch hier hilft es, konkret zu sein: Wo lernen wir? Was lernen wir? Wie bereiten wir uns vor?
- Lernort wechseln
Wenn du zu Hause ständig abgelenkt wirst, dann arbeite woanders. Bleib nach dem Unterricht noch in der Schule, geh in die Bibliothek oder zu deinem Lernpartner. Eine ungewohnte Atmosphäre bringt neue Motivation. Auch innerhalb deiner Wohnung kannst du neue Lernorte ausprobieren und entdecken.
- Lernzeit – Freizeit
So wie du Zeiten zum Lernen und Arbeiten einplanst, sollst du auch deine Freizeit geniessen, statt immer darüber nachzudenken, was du alles tun müsstest. Wenn du also frei machst, gönn dir etwas Schönes oder chille ohne schlechtes Gewissen!
Diese Liste ist unvollständig. Vielleicht findest du für dich selbst oder dein Kind etwas dabei, das du ausprobieren willst. Legen wir zum Start ins neue Jahr 2021 richtig los 😉
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Buchtipp: Vom Aufschieber zum Lernprofi, Fabian Grolimund