Ich mache doch keinen Druck!

«Ich übe doch keinen Druck auf mein Kind aus!» «Ich liebe mein Kind, egal welche Noten es nach Hause bringt.» «Ich mache mir nur Sorgen…»

Kommt dir die eine oder andere Aussage bekannt vor? Selten üben wir willentlich oder bewusst Druck auf unser Kind aus. Leider machen wir dies oft, ohne es zu merken…

Verborgener Druck

Viele Eltern sind heutzutage sehr engagiert am Alltag und speziell am Lernen ihres Kindes beteiligt. Sie unterstützen, sind interessiert, fragen nach. Mitunter sind sie auch besorgt: Wie ist diese und jene Prüfung gelaufen? Was hat das wohl für Auswirkungen? Mein Kind hat doch so viel gelernt… Schafft es den Übertritt? Die Erwachsenen sind ernsthaft interessiert daran, dass es ihrem Kind gut geht, es einfach sein Bestes gibt und dass es glücklich wird.
Diese permanenten Sorgen und Gedanken um das Wohl des Nachwuchses spürt das Kind jedoch sehr genau. Es merkt, dass die verbalen Botschaften wie «Die Noten sind mir nicht wichtig», «Wegen uns musst du nicht ins Gymi» usw. nicht mit der emotionalen Ebene übereinstimmen. Es spürt die Unsicherheiten der Eltern, möchte ihnen keinen Kummer bescheren, da es weiss, wie lieb sie es haben…

Perfektionismus

Nicht selten beginnen diese Kinder, sich selbst stark unter Druck zu setzen. Sie stellen hohe Erwartungen an sich selbst, möchten alles besonders gut machen. Sie beginnen ihren Wert als Mensch von ihren Noten abhängig zu machen – genau das, was ihre Eltern unbedingt vermeiden wollten… Hilfreich kann sein, weder bei besonders guten noch bei mittelmässigen oder schlechten Noten ein grosses «Tamtam» zu machen. Kinder merken instinktiv, wenn Prüfungen ihren Eltern Bammel machen. Das erhöht den Druck, besonders gut abzuschneiden, um den Eltern keine Sorgen zu bereiten. Wir können uns mit unserem Kind über seine Erfolge freuen und ihm gleichzeitig vermitteln, dass uns andere Dinge im Leben noch viel wichtiger sind. Bei schlechten Noten ist es wichtig, im mitzugeben, dass es für uns als Mensch immer wertvoll ist, egal wie die Note rausgekommen ist. Warum nicht mal – wie es mir eine Mutter im Lerncoaching erzählt hat – bei guten Noten ein Siegereis essen und bei schlechten Noten ein Trosteis? 😉

Aus dem Hamsterrad ausbrechen

Ich empfehle dir als Elternteil, eure Situation einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten: Mach einen Schritt zur Seite und reflektiere dein (Druck-) Verhalten. Stimmen deine Gefühle und verbalen Botschaften deinem Kind gegenüber überein? Auch wir als Eltern sind nicht perfekt und dass wir nur das Beste für unser Kind wollen, ist menschlich.

Vielleicht helfen dir die Aussagen von Jugendlichen, wie sie gerne hätten, dass ihre Eltern auf schlechte Noten reagieren. Viel Sass beim Reinschauen!

Filmtipp: Schlechte Noten? So sollen Eltern darauf reagieren…

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