Auswirkungen von Handy & Co. auf die Konzentration

Digitale Medien wie Internet, Spielkonsole und Smartphone haben ihren Reiz, machen Spass und erleichtern uns zweifellos das Leben. Sie stellen ihre Nutzer jedoch vor grosse Herausforderungen – nicht nur unsere Kinder und Jugendlichen! Im Durchschnitt greifen wir 88x am Tag nach unserem Smartphone… Wie hast du es mit Handy & Co.? Und warum nur geht von diesem kleinen Gerät eine so grosse Anziehungskraft aus?

Interessante Fakten aus der Hirnforschung

Psychologisch betrachtet erhoffen wir uns vom Smartphone positive soziale Signale (nette Nachrichten oder Likes), was im Gehirn unser Belohnungssystem in Gang setzt und auch Gamification genannt wird. Wie ferngesteuert greifen wir also zum Handy…
Gemäss Martin Korte, Professor für Neurobiologie an der Technischen Universität Braunschweig, ist unser Gehirn nicht dafür gemacht, an zwei Orten gleichzeitig zu sein. Multitasking ist demnach ein Mythos. Wenn wir ständig in Alarmbereitschaft sind und durch eingehende Mails und vibrierende Nachrichten abgelenkt werden, zerstreuen wir unsere Aufmerksamkeit. Schon ultrakurze Unterbrechungen von 2,8 sec. bringen uns aus dem Konzept. Dies führt dazu, dass wir für die Hauptaufgabe weniger Konzentration aufbringen und diese langsamer erledigen. Auch die Fehleranfälligkeit steigt.
Wissenschaftler der Universität von Texas in Austin liessen Studenten einige computerbasierte Tests durchführen, die die volle Konzentration erforderten. Sie teilten die Probenden dazu in drei Versuchsgruppen ein, Smartphone auf lautlos gestellt, aber an unterschiedlichen Orten deponiert: Am schlechtesten schnitten jene Studenten ab, die ihr Smartphone (mit dem Display nach unten) auf dem Tisch liegen hatten. Deutlich besser schnitten jene ab, deren Smartphone in der Tasche verstaut war und noch ein wenig besser diejenigen, die ihr Handy im Nebenraum deponiert hatten. Schon die blosse Anwesenheit des Smartphones hat ausgereicht, um die kognitiven Fähigkeiten der Probanden zu reduzieren!

Handynutzung bei Kindern und Jugendlichen

Wie bei allem im Leben geht es auch in der Mediennutzung um ein gesundes Mass. Dies ist für Eltern eine Gratwanderung und zusätzlich nehmen sie eine natürliche Vorbildfunktion ein.
In Deutschland führten Medienforscher im Jahr 2015 eine repräsentative Studie durch, in der sie Kinder und Jugendliche im Alter von 8-14 Jahren sowie deren Eltern befragten – mit folgenden Ergebnissen:

  • 85% der 12-Jährigen nutzen bereits ein Smartphone
  • 48% fühlen sich durchs Handy abgelenkt, z.B. bei den Hausaufgaben
  • 24% fühlen sich durch ständige Kommunikation (SMS, Chat,…) gestresst
  • 43% befürchten, dass sie unüberlegt persönliche Daten per Handy offenlegen

Eindeutig die grössten Schwierigkeiten scheint das Smartphone Kindern und Jugendlichen beim konzentrierten Lernen für die Schule zu machen. Bei den älteren Jugendlichen steigt der Konsum und die damit verbundenen Auswirkungen noch an und unter den 15 – 19-Jährigen weisen rund 7% eine problematische Nutzung auf (Suchtpotential).

Tipps für konzentriertes Arbeiten

Wir haben oben gehört, dass bereits die Anwesenheit des Smartphones reicht, um weniger konzentriert zu sein. Es lohnt sich also, die mobilen Geräte während des Lernens ausserhalb der Sicht- und Reichweite zu deponieren. Ein «Nicht-ständig-verfügbar-Sein» täte auch uns Erwachsenen von Zeit zu Zeit gut. Wann sind wir online? Wann wollen wir offline sein? Verschieden Programme und Apps unterstützen “Digital Detox”, bei Apple beispielsweise die Funktion “Fokus”.

Unser Gehirn braucht für die Entwicklung viel Abwechslung, also auch viel Bewegung. Gerade bei älteren Jugendlichen kommt diese immer mehr zu kurz, sei es durch lange Schulzeiten am Gymnasium oder durch eine hohe Präsenzzeit im Lehrbetrieb. Offline-Pausen beim Sport oder draussen unterstützen die Konzentrationsfähigkeit positiv.

Sobald sie irgendwo warten müssen, zücken die meisten Menschen ihr Smartphone – sei es beim Warten auf den Bus, im Zug, in der Schlange an der Kasse, allein im Restaurant. Versuche doch, dir das beim nächsten «Griff in die Tasche» zu verkneifen. Stattdessen gibt es viele konzentrationsfördernde Alltagsspiele wie:

  • Wörter rückwärts aufsagen (Handy – Ydnah)
  • Quersummen bilden, z.B. von Geburtstagen (03.05.2008 = 3+5+2+8 = 1+8 = 9)
  • Wörter oder Sätze von Plakaten/ Speisekarten usw. «auf dem Kopf» lesen
  • «Belausche» Menschen in der Nähe und versuche – auch wenn es leise ist – genau hinzuhören, was gesprochen wird 😉
  • und Vieles mehr…

Wer sich einen vertieften Einblick zu Jugend und Medien wünscht, dem empfehle ich folgende Internetseiten:

Home: Jugend und Medien

no-ZOFF.ch – Jugend- und Familienberatungen in der Zentralschweiz

JAMES-Studie | ZHAW Angewandte Psychologie

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